Neue Institutionenökonomik

Neue Institutionenökonomik
Neue Institutionenökonomik,
 
neuere Forschungsrichtung der Volkswirtschaftslehre, die eine Reihe unterschiedlicher Erklärungsansätze zur Entstehung, Wirkung und Wandlung von Institutionen umfasst und im Gegensatz zur älteren Institutionenökonomik (Institutionalismus) auf das analytische Instrumentarium der Neoklassik zurückgreift. Der Begriff Institution wird bei den verschiedenen Ansätzen nicht einhellig, generell aber sehr weit gefasst (Gesamtgesellschaft, Unternehmen, Verbände, Märkte, aber auch rechtliche Normen, Gesetze oder Verträge). Insbesondere wird von folgenden Annahmen ausgegangen: 1) Institutionen sind nicht als homogene Entscheidungseinheiten anzusehen, die wie Einzelpersonen agieren. Vielmehr ist für das Verständnis von Institutionen ebenso wie für das Verständnis sozialer Prozesse die Analyse des Verhaltens der einzelnen Mitglieder beziehungsweise Beteiligten erforderlich. Das Verhalten von Institutionen lässt sich demnach nur über das Verhalten ihrer Mitglieder erklären (Hypothese des methodologischen Individualismus). 2) Individuen verfügen über konsistente und stabile Präferenzen. Ihre Entscheidungen und Handlungen sind darauf ausgerichtet, den eigenen Nutzen zu maximieren (Hypothese der individuellen Rationalität). Zum Kern der Institutionenökonomik gehören drei Konzeptionen: die Theorie der Transaktionskosten, die Theorie der Eigentumsrechte und die Principal-Agent-Theorie. In einem weiteren Verständnis werden auch die ökonomische Analyse des Rechts, die ökonomische Theorie der Politik (politische Ökonomie), die neoinstitutionelle Wirtschaftsgeschichte und die institutionelle Verfassungstheorie zur Institutionenökonomik gezählt. Trotz Unterschieden im Einzelnen ist allen diesen Ansätzen gemeinsam, dass sie die Funktionsweise von Institutionen und deren Bedeutung für die Wirtschaft analysieren und Hinweise auf die optimale Gestaltung von Institutionen geben.
 
 
O. E. Williamson: Die ökonom. Institutionen des Kapitalismus. Unternehmungen, Märkte, Kooperationen (a. d. Amerikan., 1990);
 J. M. Buchanan u. G. Tullock: The calculus of consent. Logical foundations of constitutional democracy (Neudr., Ann Arbor, Mich., 1992);
 D. C. North: Institutionen, institutioneller Wandel u. Wirtschaftsleistung (a. d. Amerikan., 1992);
 R. Richter: Institutionen ökonomisch analysiert (Neuausg. 1994);
 R. Richter u. E. G. Furubotn: Neue I. (21999);
 H. Feldmann: Ordnungstheoret. Aspekte der I. (1999);
 M. Erlei u. a.: Neue I. (1999);
 J. Martiensen: I. (2000).

Universal-Lexikon. 2012.

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